future hybrid experience

Postdigitale Konditionen, Immersive Erfahrungen, Hybride Räume.
Abstract zur Keynote | Belvedere Research Center | Konferenz

Das Medium des künstlerischen Ausdrucks ist (…) fast gleichgültig geworden, es geht in der Hauptsache (um) die künstlerische Aussage selbst. Das ist ein Erfolg des postmodernen Zustands der Medien.1 Peter Weibel, Postmediale Kondition, 2005

Die “Neuen Medien” sind längst nicht mehr neu. Begriffe wie Post-Media oder Post-Digital gehen gar auf Distanz zu diesem Attribut2. Die Unterscheidung zwischen “alten” und “neuen” Medien steht heute nicht mehr im Zentrum der Debatte und folgt auf analog auch nicht unbedingt digital.3
Geht es bei Weibel 2005 noch darum, dass “dieses Mischen der Medien zu außerordentlich großen Innovationen in den jeweiligen (Anm.: alten wie neuen) Medien und in der Kunst (führt)”, so sind Hybridformen und interdisziplinäre Zugänge heute gängige Praxis.

Virtual Reality gepaart mit analogen und medienübergreifenden Referenzen ermöglicht das Schaffen hybrider Räume und ​Experiences​. Nicht des Digitalen willens, sondern ​durch​ das Digitale, ​nach dem Digitalen4 werden surreale Welten generiert, wie etwa in ​Depart’s VR Installation ​”The Lacuna Shifts”​. Das Hybride wird zur Form, in der sich die aktuelle Welt eher spiegelt als im Eindeutigen. Algorithmen und künstliche Intelligenz basierend auf (kunst)historischen Bezügen lassen uns aktuelle digitale Prozesse ebenso besser verstehen wie die Geschichte selbst, wie in Anna Ridler’s ​”Mosaic Virus”​.5 In Moreshin Allahyari’s Arbeit ​”Material Speculation: ISIS”​ wird das Digitale zum Tool für Widerstand und Dokumentation – zur Möglichkeit, in den Verlauf der Geschichte einzugreifen.

Der Begriff des Postdigitalen ermöglicht eine neue Bewertung von Kategorien und schafft damit Raum für neue Erzählungen. Kann Malerei als Prozess begriffen werden, der sich auch in der Wahrnehmung ins Räumliche und Zeitliche ausdehnt und damit eine neue Form der Erählung erlaubt, die nicht eindeutig aus der Tradition des Filmes kommt? (​Banz&Bowinkel​). Ist eine Skulptur ein in sich geschlossenes – von der Bildhauerin geschaffenes – Konstrukt, oder kann sie sich auch interaktiv, erst im Augenblick des Betrachtens aufbauen? Ist ein Artefakt, das zerstört wurde und nunmehr digital in der Virtuellen Realität betrachtet und sogar angefasst werden kann, weniger real?
Eine ähnliche Frage stellt sich Marina Abramovic in ihrer aktuellen VR Experience “Rising”: „In real life when someone rescues another person or offers aid of any kind, there is a transfer of energy. Will the same happen in Virtual Reality?6

 

Eva Fischer
(Stand: 5.11.2019)

 

Abstract zur Keynote im Rahmen von:

Belvedere Research Center:
“Das Kunstmuseum im digitalen Zeitalter – 2020”

Internationale Konferenz

9:00 – 19:00
9:00 – 18:00
Adresse

Belvedere 21
Arsenalstraße 1
1030 Wien
Österreich

 

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1 ​Peter Weibel, ​Postmediale Kondition/Condición postmedia​, in: https://www.museum-joanneum.at/neue-galerie-graz/ausstellungen/ausstellungen/events/event/1893/postmediale-kondition-co ndicion-postmedia​ (Stand: 5.11.2019)

2 vgl. Florian Cramer, ​Nach dem Koitus oder nach dem Tod? Zur Begriffsverwirrung von „Postdigital“, „Post-Internet“ und „Post-Media“​, in: KUNSTFORUM, postdigital 1, Bd. 242, Sept – Okt 2016, S. 57.

3 vgl. Franz Thalmaier. Allgegenwart und Unsichtbarkeit eines Phänomens, in: KUNSTFORUM, postdigital 1, Bd. 242, Sept – Okt 2016, S. 39.

4  vgl. Ryan Bishop, Kristoffer Gansing  und Jussi Parikka, Hindurch und darüber hinaus: Postdigitale Praktiken, Konzepte und Institutionen, in: https://transmediale.de/de/content/hindurch-und-dar-ber-hinaus-postdigitale-praktiken-konzepte-und-institutionen (Stand: 5.11.2019)

5 vgl. Katja Kwastek,​ Postdigitale Kunst als Kritik binären Denkens, in: KUNSTFORUM, postdigital 1, Bd. 242, Sept – Okt 2016, S. 69ff. : “Postdigitale Kunst macht die zunehmende Verschmelzung digitaler Technologien mit der alltäglichen Umwelt zum Thema, um sie möglicherweise, aber nicht zwingend, kritisch zu reflektieren. (…) Die (Rück-)Übersetzung ins Materielle kann ein effektvolles Mittel der Reflexion der zunehmenden Allgegenwart digitaler Technologien und der komplexen Natur digitaler Bilder und Kommunikationsprozesse sein.”

6 Behind the scenes of Marina Abramović’s new virtual reality artwork, in: https://www.youtube.com/watch?v=n6uDOC8u03s (Stand: 5.11.2019)

 

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